Liebe Seglerinnen und Segler,
dem einen oder anderen war es schon länger aufgefallen: Die Segel der N-Joy, das Groß hatte Querfalten über dem Baum, die sich nicht wegtrimmen ließen, Strahlenkränze am Segelhals, ob man den Holepunkt veränderte oder die Schot dicht nahm, die Form der Segel änderte sich nicht merklich und im Vorliek Buchten zwischen den Mastrutschern, wenn es sie denn gab: erst brach einer dann noch einer, bis heute vier – kurz und gut: Die Segel, sie waren durch!
Nach dem Abriggen im Oktober hatten wir beschlossen der N-Joy neue Segel zu spendieren: leichter sollten sie sein, aber dennoch haltbar, leichter trimmbar auch, und etwas größer für mehr Spaß vielleicht auch …
… im Februar war ich das erste Mal beim Segelmacher, die Diskussion zog sich vier Wochen: dem Segelmacher lagen keine Messwerte des Centaurs vor, das Boot selbst im Winterlager, heraus kam ein Kompromiss: Wir ließen das Groß so wie es war (zu groß die Möglichkeit, dass Achterstag und Achterliek sich verhaken könnten), dafür wurde die Fock schon fast eine Genua, zehn Prozent mehr Segelfläche nach achtern. Aber: Würde sie dann noch passen? Würde sie sich flach genug trimmen lassen? Wäre die Schiene für die Holepunkte noch lang genug? …
… Nach weiteren sechs Wochen in der Produktion, irgendwo in Asien, konnte ich sie endlich abholen, nicht in Asien, in Altona … Und ich? Aufgeregt war ich plötzlich, voller Vorfreude als ich sie so ausgebreitet vor mir sah, die neuen Segel, sie überraschten mich selbst … Nach der Übergabe: einer der anderen Segelmacher – ich hatte nie mit ihm gesprochen – stand vom Computer auf, kam auf mich zu und erzählte mir von seinen Segelanfängen, von ersten Schlägen auf der Alster und seinen Learnings auf einem Centaur. Er hatte dabei so ein Leuchten in seinen Augen … Jetzt segelt er auf Fehmarn – beim Rausgehen, noch in meinen Rücken hinein, rief er, ein wenig nur fast zu laut: „Und viel Spaß mit den neuen Segeln“! … er wollte sicherstellen, dass ich das höre, es war ihm wichtig … unsere Segel, ich hatte eins unter dem Arm, das Groß auf der Schulter; die Segel, die sie auch machen dort, passen nicht unter den Arm oder auf die Schulter, sie sind größer als die Fläche der Wohnung, in der ich lebe und kosten soviel wie ein Kleinwagen, eines wohlgemerkt … Segeln, Segeln verbindet, irgendwie …
… Nun waren sie da, die neuen Segel, nach dem Aufriggen zwar, aber der Zeitpunkt, er war genau richtig … es waren gerade zwei Mastrutscher gebrochen … Und so traf es sich, oder besser, so trafen wir uns, zur Operation Segeltausch: Oliver Cleppien, Jochen Hammes und ich: natürlich gab es am Pfingstsamstag um 14.00 Uhr nichts Besseres zu tun, denn das Wetter meinte es gut mit uns … es war kein Wind, wichtig für einen Segeltausch am Steg, nur ein kleines bisschen Regen vielleicht … nicht so wichtig …
… Um der Sicherheit willen, bei den böigen Winden der letzten Jahre, hatte ich für das Groß ein zweites Reff bestellt, doch im Baum war nur eine Reffleine vorhanden, reichte ja auch, bisher. Also 12.00 Uhr Steg, Baum ausmessen: 2,30 m., 13.00 Bauhaus, zwei Reffleinen doppelte Baumlänge plus Arbeitslänge unter den Klemmen plus Leinendreieck achtern mal zwei (echt jetzt?) und 3 im Sinn – 8 m sollten reichen (Danke Torsten) und eine Lanzette aus der Elektroabteilung – irgendwie müssen die Leinen ja auch durch, durch 2,30 m Baum – und dann flink retour schnell Richtung Steg … ich war spät dran …
… Was dann folgte, ich will es abkürzen, ich muss es abkürzen, denn es dauerte insgesamt 5 Stunden: Erst ein erneuter Besuch in Dr. Hammes unermesslich reich und vielfältig aussgestatteter Werkzeugkammer – Spezialdraht, Spezialzangen sowie eine Drahtkamera – und der gleichermaßen reiche wie gemeinsam-klug kombinierte Einfallsreichtum von Oliver und Jochen obsiegten irgendwann gegen den Baum und sein dunkeles und so sehr sperriges Innenleben …
Hier die neue Belegung, wie Ihr sie am Mast vorn bei den Klemmen findet:
- Backbord: Reff 1 weiß / schwarz gesprenkelt
- Mittig: Unterliekstrecker beige
- Steuerboard: Reff 2 schwarz
Danach war Ruhe, zufriedene Ruhe oder wie sagten Oliver und Jochen, hungrig und abgekämpft, aber unisono:
„Das hat wirklich Spaß gemacht.“
Und um Missverständnisse zu vermeiden: Sie meinten es so! – Nun, unter Spaß versteht ja jeder sein eigenes, aber eines ist sicher: an Aufgaben wächst man, zusammen sowieso und das gilt besonders fürs Segeln: Als Belohnung gab es am Pfingstsonntag einen Tag zur freien Verfügung …
… Pfingstmontag: 10 Uhr, Steg: Die Fock: Die Fock, das kleinere Segel, das kleinere Problem: Eine Stunde und sie war dran. Und dann kamen, sechs Monate nach der ersten Planung, unsere 20 Minuten …
… Oliver und ich, wir segelten sie ein, die neuen Segel, zwei weiße, glatte Wände vor blauem Himmel … 20 Minuten nur, leider blieb nicht mehr Zeit dafür, leider, denn ich muss Jochen und Oliver recht geben:
Es macht wirklich Spaß, mit N-Joys neuen Kleidern …










Dank an alle, die hieran mitgewirkt haben, Torsten und Achim für Ideen und Unterstützung, Hermann für Rat und Tat und an viele weitere, die Liste ihrer Namen ist lang.